Vom Bahnhof Etzwilen aus sind es nur wenige hundert Meter ins Breitloo und schon findet man sich in einer anderen, wunderschönen Welt wieder. Ein blühender Rosengarten im Frühsommer, welch eine Pracht ist das.
Aber der Vereinsausflug des NVS führte die Interessierten Anfang September in den Rosen- und Naturgarten von Karin Küng-Minder. Versteckt hinter Obstgarten und Hecken befindet sich der Hof von Karin und Hansueli Küng. Den vorher kahle Rindermasthof haben sie in ein blühendes Naturparadies verwandelt. Durch einen grossen Rosenbogen betritt man das Hofareal. Wo im Sommer Rosen duften, leuchten jetzt, Anfang Herbst die Hagebutten. Es summt und raschelt, denn überall sind Bienen und andere Insekten unterwegs, Mauereidechsen sonnen sich auf den warmen Sandsteinmauern. Die Vielfalt ist überwältigend. Noch immer blüht es in Gelb, Weiss, Violett und Blau. Hier findet man viele einheimische Staudenpflanzen wie den Blutweiderich und die Gemeine Goldrute und Büsche und Bäume wie Kornelkirsche, Vogelbeere und Elsbeere.
Immer wieder erhalten die Besucher einen Ausblick aus dem Garten ins angrenzende Kulturland, das mit Hecken, Totholzhecken und Steinhaufen strukturiert ist. Hier hat bestimmt ein Neuntöter gebrütet. Auch Amsel, Mönchsgrasmücke, Feldsperlinge und Meisen finden Brutplatz und Nahrung.
Im Schatten beim Schwimmteich, in dem es auch den Wasserfröschen und manchmal den Ringelnattern gefällt, erfrischen sich die staunenden Besucher mit feinem Rosensirup, leckeren frischen Äpfeln und Nüssen.
Doch schon bald geht es weiter in den Schattengarten und den ehemaligen Gemüsegarten, der jetzt blüht und duftet. Und überall leuchten die roten Hagebutten.
Nach dem wunderbaren Wildstauden – und Rosengarten dürfen die Gäste noch eine andere Besonderheit auf Familie Küngs Kulturland besichtigen. Im vergangenen Jahr konnten sie in Zusammenarbeit mit Kanton und Pro Natura 300 Meter eingedolten Bachlauf renaturieren. Nun schlängelt sich das Bächlein wieder munter durch sein Bett. Kiesflächen, kleine Tümpel, Stauden und Büsche, Ast- und Steinhaufen säumen seinen Lauf. Karin erzählt, ein grosser Wunsch wäre, dass sich das Hermelin bei ihnen ansiedeln würde. Während sie so erzählt, beobachten die Besucher den Bach und seine Umgebung. Plötzlich im Steinhaufen eine Bewegung, etwas springt in eine Ritze, guckt auf der anderen Seite wieder heraus. Ist oben, ist unten. Kann es sein? Eine schwarze Schwanzspitze. Tatsächlich, ein Hermelin, es springt über den Bach und plötzlich sind es zwei. Riesig ist die Freude bei den Besuchern und der Besitzerin. Ein drittes Hermelin macht die Familie komplett. Und am Ende des Bachlaufs lässt sich auch noch der Neuntöter sehen.
Alle sind glücklich, miterlebt zu haben, wie schnell die Natur zurückkehren kann, wenn man ihr Raum lässt.
Mit herzlichem Dank verabschieden sich die Gäste vom NVS bei Karin Küng. Und manch einer denkt sich wohl, dass er bestimmt zurückkehren wird. Sei es an den Bach, um nach den Hermelinen Ausschau zu halten oder im nächsten Frühsommer, wenn Familie Küng ihren wunderbaren Garten wieder für Besucher öffnet.